Beim Anschauen meiner diversen Handlungsmotive über die ich die letzten Tage schrieb kam immer wieder der Punkt auf, dass die meisten Handlungsmotive entweder auf Gedanken basieren (wie zum Beispiel den Gedanken an Existenzängste, den Gedanken an Schuld gegenüber sich selbst oder der Welt, den Gedanken an eine früher gemachte Erfahrung die man wiederholen oder vermeiden möchte) oder den sich aus Gedanken ergebenden Fragen (wie z.B. die Frage nach Wahrheit und Selbst-Erkenntnis). Jedoch liegt fast immer ein Gedanke zugrunde, der aufgrund der ihm beigemessenen Bedeutung dann zum Handlungsmotiv erhoben wird. Darüber habe ich gestern geschrieben.
Was ich allerdings bei der gestrigen Betrachtung außer Acht gelassen habe war die Frage, woher denn diese Gedanken überhaupt kommen. Kann ich die Gedanken, die ich habe überhaupt frei wählen? Ich glaube nicht. Die Gedanken erscheinen sozusagen aus dem nichts und ich habe keinerlei Einfluss darauf welche Gedanken erscheinen oder wann sie das tun. Ich kann nicht frei wählen was ich denke, sondern nur ob ich den Gedanken irgendeinen Wert beimesse. Ich bin hier in Bezug auf meine Gedanken völlig dem Spiel von Kräften unterworfen deren Natur und Ziele ich nicht verstehe und die ich auch nicht als die wahre Ursache meiner Entscheidungsfindungsprozesse und letztlich als meine Handlungsmotive erkenne.
Doch wenn ich mich meine Gedanken gar nicht frei wählen kann, nicht weiß woher sie wirklich kommen, sollte ich ihnen dann überhaupt trauen? Sollte ich sie überhaupt als legitime Grundlage meiner Handlungen, also als gültiges Handlungsmotiv annehmen obwohl ich nicht mal die leiseste Ahnung habe, woher diese Gedanken stemmen, die ich als „meine“ Gedanken ansehe weil sie in meinem Kopf sind? Um diese Frage zu beantworten müssen nun aber wieder neue Gedanken gewälzt werden, denen man aber wiederum nicht trauen kann. Eine mentale Analyse der Frage nach gültigen Handlungsmotiven führt also zu keiner akzeptablen Lösung, denn wir können unseren Gedanken einfach nicht trauen. Wir befinden uns hier in einem endlosen Kreislauf, in einer Art Paradoxon, dem wir mit den Mitteln unseres Geistes nicht entkommen können. Wir drehen uns nur im Kreis, und können unsere Probleme so keiner Lösung näher bringen. Die Katze beißt sich selber in den Schwanz.
Welche nicht-mentalen Mittel stehen uns als Ausweg aus diesem mentalen Dilemma und zur Erzeugung authentischer, also aus uns Selbst und nicht auf „unseren“ Gedanken basierender Handlungsmotive zur Verfügung? Ich spreche hier also von Mitteln und Wegen die zu einer Handlung führen ohne dass der Geist und die gedankliche Behandlung mit der Situation mit nachfolgender Bewertung durch den Geist stattgefunden hat. Das einzige was in den Sinn kommt ist: spontane Einsicht oder Intuition. Also das Vertrauen auf die in uns selber wirkenden Kräfte. Denn dem Geist kann nicht getraut werden. Er ist durch Konditionierung korrumpiert und daher manipuliert und nicht verlässlich. Genauso wenig wie unserem Geist kann auch den aufsteigenden Gefühlen nicht getraut werden. Denn warum diese aufsteigen können wir auch nicht erkennen. Nur die spontane Einsicht, das intuitive Erkennen des zu gehenden Weges, jenseits von Gründen und Emotionen, also allein durch das absolute Vertrauen in unser Selbst sollten wir uns bei unseren Entscheidungen leiten. Und das ist es was Selbst-Vertrauen bedeutet.
Dieses Selbst-Vertrauen müssen wir entwickeln um neue Lösung für alte Probleme zu finden. Denn die bisherigen Lösungen haben offenbar kläglich versagt. Sowohl auf der politischen wie auf der sozialen Ebene. So wohl zur Lösung der inneren wie auch der äußeren Probleme. Wir müssen also zunächst die innere Bindung an das von Gedanken gesteuerte Geist-Bewusstsein-System überwinden und unsere Intuition und Selbst-Erkenntnis stärken, bevor wir auf Lösung unseres Dilemmas hoffen können.
- Ich vergebe mir, dass ich mir erlaubt und es akzeptiert habe das Geist-Bewusstsein-System als Kontroll- und Leitungsinstanz einzusetzen und meinen Gedanken die absolute Macht über mich zu geben.
- Ich vergebe mir, dass ich mir erlaubt und es akzeptiert habe nicht zu erkennen, dass meine Gedanken mich kontrollieren und meine Handlungen bestimmen.
- Ich vergebe mir, dass ich mir erlaubt und es akzeptiert habe meine Gedanken als meine Gedanken zu akzeptieren, obwohl ich erkannt habe, dass ich keinen Einfluss darauf habe welche Gedanken in meinem Kopf auftauchen und welche nicht.
- Ich vergebe mir, dass ich mir erlaubt und es akzeptiert habe mich wie ein ferngesteuerter Roboter von Gedanken leiten zu lassen, die mit großer Sicherheit gar nicht meine Gedanken sind, sondern die mir durch das Geist-Bewusstsein-System nur als „meine“ Gedanken suggeriert werden.
- Ich vergebe mir, dass ich mir erlaubt und es akzeptiert habe meine Intuition zu vernachlässigen, sie zu unterdrücken und beiseite zu schieben, und sie nicht als gültige Handlungsgrundlage anzuerkennen.
- Ich verpflichte mich dazu, „meine“ Gedanken nicht mehr als die Meinen anzusehen, sondern als extern angeregte Vorschläge, die angesehen werden können, aber nicht müssen.
- Ich verpflichte mich meine Gedanken darauf hin zu prüfen, ob sie mit meiner Intuition übereinstimmen und sie in Frage zu stellen, wenn sie das nicht tun.
- Ich verpflichte mich dazu, meine Intuition als das wesentliche Handlungsmotiv für meine Aktionen zu benutzen und alle „wenn und aber“-Gedanken nicht mehr zu berücksichtigen.