Tag 13: Erfahrung als Handlungsmotiv

problem_solving_einsteinIn den letzten vier Tagen habe ich verschiedene Handlungsmotive wie Existenzangst, Wahrheitssuche, Schuldgefühle und Selbsterkenntnis unter die Lupe genommen. Weitere Motive, die mir beim Schreiben dieses blogs in den Sinn kamen, die ich jetzt aber nicht im Detail näher beleuchte möchte, waren: Vermeidung von negativen Erfahrungen (z.B. Langeweile, Angst vor zwischenmenschlichen Konfrontation, Existenzangst, weitere Ängste) das Verlangen nach Befriedigung eines Bedürfnisses (Hunger, Sex, Erfolg, Anerkennung, gesicherter Existenz, den gesteckten Zielen), Wünsche verschiedenster Art (z.B. Wunsch nach Ablenkung, nach Freude, nach Spaß, nach Unterhaltung, nach Kommunikation, einem Partner). Diese Liste könnte noch endlos weiter geführt werden und es gibt sicher eine Vielzahl von Gründen jedes einzelne dieser und noch viel andere potentielle Handlungsmotive als gut und gültig zu betrachten. Beim Schreiben des blogs kristallisierten sich allerdings zwei Handlungsmotive einer etwas subtileren Art heraus. Das eine war Erfahrung als Handlungsmotiv. Das andere Selbs-Vertrauen als Handlungsmotiv (darauf möchte ich morgen näher eingehen)

Eine große Anzahl der verschiedensten Handlungsmotive schlummert in uns. Je eines davon könnte und wird ja auch zu gegebener Zeit dominant und daher aktiviert. Doch wodurch wird es aktiviert? In der Regel wird das Handlungsmotiv aktiviert durch einen spezifischen Gedanken an die gegenwärtige, eine vergangene, oder eine in der Zukunft liegende Situation. Die Erhebung vom Gedanken zum Handlungsmotive erfolgt jedoch immer erst durch Gedanken an und über die Situation, nicht durch die Situation selber, welche im Grunde neutral ist. Es sind unsere Gedanken die uns die Situation bewerten lassen woraufhin sie dann als handlungsbedürftig erkannt wird, oder auch nicht. Denn auch die Entscheidung nicht handeln zu müssen oder zu wollen wäre ein Handlungsmotiv (eben das zum weiterhin untätig zu bleiben und nur zuzuschauen und sitzen zu bleiben). Im Endeffekt ist also das alleinig immer zugrunde liegende Handlungsmotiv, der Urvater aller Entscheidungen, unser Gedanke an und über eine Situation und wie sie zu bewerten ist. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Situation von außen (durch ein Ereignis) oder innen (durch überlegen) hervorgerufen wird. Unsere Bewertung des Ereignissen oder des Gedankens spielt die einzig Ausschlag gebende Rolle.

Es stellt sich also die Frage, in wieweit die Suche nach Handlungsmotiven überhaupt sinnvoll erscheint. Denn schließlich kann ja jeder Gedanke, wenn ihm auf welcher Grundlage auch immer gegenwärtig nur ausreichend Bedeutung beigemessen wird, zum Motiv einer Handlung werden.

Es erscheint daher sinnvoller sich zu fragen, aus welchen Gründen wir einem bestimmten Gedanken so starke Beachtung beimessen, dass der schließlich zum Motiv einer Handlung erhoben wird. Was motiviert uns einen bestimmten Gedanken so Ernst zu nehmen und ihm soviel Bedeutung beizumessen, dass wir auf ihn reagieren, während andere Gedanken im Moment nicht wichtig genug sind um eine Handlung zu veranlassen? Welche Kräfte sind hier im Spiel? Wer oder was suggeriert mir, dass ein Gedanke bedeutsam ist und ein anderer nicht? Wie bewerten wir unsere Gedanken also und auf welcher Basis bewerten wir sie?

Jede Bewertung ist ein mentaler Prozess und muss daher zwangsläufig aufgrund von bereits Gelerntem, also aufgrund von Erfahrung oder Konditionierung erfolgen. Wenn wir z.B. gesagt bekommen, dass ein Gegenstand heiß ist, dann fassen wir ihn lieber nicht an um uns nicht die Finger zu verbrennen, was wir durch erlernte Konditionierung ja bereits als wahr und richtig akzeptiert haben. Doch woher können wir wirklich wissen, ob dieser Gegenstand heiß ist oder nicht, bevor wir ihn selber angefasst haben? Das können wir nicht. Wir glauben zwar vielleicht der Quelle aus der Angst heraus, die Quelle könnte recht haben. Und weil uns das Risiko einfach zu groß ist uns mal wieder die Finger zu verbrennen, also die Erfahrung erneut zu machen ob der Gegenstand auch wirklich heiß ist, scheuen wir lieber die Wiederholung der bereits als negativen erkannten Erfahrung. Doch ob es tatsächlich die Wahrheit ist, dass dieser Gegenstand heiß ist, das können wir nur durch eigene Erfahrung wirklich feststellen. Erfahrung ist also ein guter Lehrer. Der Glaube (an das Gesagte) ist es nicht. Vielleicht war alles ja nur eine Lüge.

Das Bewertungssystem basierend auf Erfahrung funktioniert also ganz hervorragend bei eben allen selbst gemachten Erfahrungen. Wenn ich weiß das heiße Dinge berühren Schmerz bedeutet, dann fasse ich eben heiße Dinge nicht mehr an. Wenn mir jemand sagt etwas sei heiß, dann kann es aber eine Lüge sein. Wir haben also kein gültiges Bewertungssystem abseits von der eigenen Erfahrung. Eine neue Situation, eine neue Idee, ein neuer Gedanke kann nicht aufgrund von Erfahrungswerten als gut oder schlecht eingestuft werden. Nur bei wiederkehrenden und alten Situationen, Ideen und Gedanken geht das. Und genau deswegen sind diese ja auch so sicher, leider nur eben repetitiv, und daher auch nicht weiter-führend. Wir können mit den alten und wiederkehrenden Ideen und Gedanken eben kein Neuland betreten. Dafür braucht es nun mal neue Ideen und Gedanken, für die wir aber kein gültiges Bewertungssystem haben. Wir müssen also alle Ängste vor dem Neuen überwinden und durch Erfahrung lernen, ob das Neue gut oder schlecht ist.

Ich kann also nur Gedanken bewerten die ich (auf Grund von Erfahrung) schon kenne. Bei der Entscheidung darüber, welchen Gedanken ich als wichtig genug bewerte um zu handeln, ziehe ich also meine Erfahrung als die einzig gültige Quelle zur Beurteilung heran.

Neue Gedanken und Ideen kann ich dagegen nur durch Assoziation mit bereits gelerntem bewerten, also ihre Bedeutung ableiten, sie jedoch niemals mit der Gewissheit der Erfahrung beurteilen. Und wenn ich solche Assoziationen nur aus bereits Erlerntem beziehe, werde ich unmöglich jemals Neuland betreten können. Dann werde ich nie aus meiner Situation heraus treten können. Weder ich als Individuum noch als Menschheit (die Gesamtheit aller Individuen). Und damit werden sich die Probleme diese Welt genauso wie unsere persönlichen Probleme lösen. Denn sie sind ja einzig und allein das Produkt unserer bisherigen Erfahrung, die immer und immer wieder durchlebt wird. Solange bis wir uns endlich trauen, den Weg der Erfahrung zu verlassen und Neuland zu betreten. Doch darüber morgen mehr.

  • Ich vergebe mir, dass ich mir erlaubt und es akzeptiert habe zu glauben meine Probleme dadurch lösen zu können und meine persönliche Situation wie auch die der gesamten Menschheit dadurch verbessern zu können, indem ich meinen Erfahrungsschatz heranziehe und dadurch die Zukunft an der Vergangenheit ausrichte.
  • Ich vergebe mir, dass ich mir erlaubt und es akzeptiert habe nicht zu erkennen, dass man die Welt nur verändern kann, wenn man sich von seinen eigenen Erfahrungen und der Angst vor dem neuen löst und bereits ist, wirklich etwas neues auszuprobieren und Neuland zu betreten.
  • Ich vergebe mir, dass ich mir erlaubt und es akzeptiert habe mich in meinen Aktionen an alten Existenzängsten, alten Wahrheiten, alten Schuldgefühlen, und alten Selbst-Erkenntnissen auszurichten anstatt in neue Bereiche und neue Erfahrungen vorzustoßen.
  • Ich vergebe mir, dass ich mir erlaubt und es akzeptiert habe mich von Ängsten regieren zu lassen und mich auf meine Erfahrungen zu verlassen, und dabei nicht zu erkennen, wie mich das in meinem Handlungsspielraum einschränkt.
  • Ich verpflichte mich dazu in meinem Leben alte Ängste und Erfahrungen beiseite zu legen und grundlos (!) neue und unbekannte Wege einzuschlagen und zu gehen, da ich erkannt habe, das all die „guten Gründe“ immer nur auf alten Erfahrungen beruhen, die aber das Neue nicht bewerten können und dem Neuen deswegen immer mit Angst begegnet wird.
  • Ich verpflichte mich dazu bisher als gültig erkannte Handlungsmotive beiseite zu legen und nicht mehr zu berücksichtigen, da ich erkannt habe, dass ich mich dadurch nur weiter im Kreis alter Erfahrungen drehen würde, dadurch nichts neues mehr erfahren würde, und auf diese Weise weder meine Probleme noch die der Menschheit als Ganzen auch einen Schritt einer Lösung näher bringen würde.

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