Tag 62: Wie reagiere ich auf ausufernde Diskussionen?

Gestern ging es hoch her in einem Forum. Missverständnisse in der Kommunikation, endlose Versuche etwas klar zu stellen, Ego-Spielchen, Anschuldigungen, Rechthaberei, Projektionen, etc. Letztendlich führte das alles bei mir zu sehr viel Verwirrung. Ich konnte keinen klaren Punkt mehr im Thread erkennen, auch keinen Fortschritt in Bezug auf die Themen der Diskussion feststellen, verlor den Faden da ich mich in Kommentaren verlor die selten Bezug auf das Thema selber nahmen und oft vielmehr darauf abzielten, was jemand anders gesagt oder gemeint haben könnte. Das ging meist weit am Thema vorbei. Ich lies mich da mit hinein ziehen und das führte nur zu immer mehr Frust und Unmut.

Ich frage mich, wieso ich mich da hinein ziehen lies. Wieso wehrte ich mich gegen falsche Anschuldigungen oder falsche Interpretationen über von mir Gesagtes? Wieso war es mir so wichtig, meine Meinung klar zu machen, sodass andere sie so verstehen würden, wie ich sie gemeint hatte? Darauf habe ich keine Antwort.

Ich sehe aber, dass allein der Versuch meinen Standpunkt allen klar zu machen, offenbar schon von vornherein zum scheitern verurteilt ist. Man kann nicht alle mitnehmen. Manche Leute, diejenigen die sozusagen auf meine Wellenlänge liegen, verstehen es sowieso. Und die anderen werden es trotz aller Versuche nicht verstehen. Oft versuchen sie es nicht einmal. Sie versuchen eher mich ins Unrecht zu setzen (über eine Meinung ???), weil sie eine andere Meinung haben oder gar nicht verstehen was ich sagen will, und sie fühlen sich dann selber im Recht und fangen an, IHRE Interpretationen über MEINE Aussagen zu legen. Das verzerrt nach natürlich das was ich sagen wollte und spiegelt dann nicht mehr meine Meinung wieder, sondern ihre Meinung über meine Meinung. Und damit nimmt das Drama seinen Lauf. Ich fühle mich dann genötigt diese Aussagen anderer über das, was ich gemeint haben könnte, wieder zurecht zu rücken. Aber das Spiel geht weiter und weiter und man verliert sich in Details und Anschuldigen und es wird irgendwann unmöglich, das alles wieder gerade zu rücken. Das Ende vom Lied ist, dass man im Thema nicht ein Stück weiter gekommen ist, sondern die Wand des Unverständnisses zwischen sich und anderen nur erhöht hat.

Wer ist also schuld an dieser Misere? Bin ich es, weil ich es nicht geschafft habe, mich klar genug auszudrücken? Oder sind es diejenigen, die in meine Aussagen Dinge hineininterpretiert haben, die da gar nicht hinein gehören?

In der Regel versuche ich erst gar nicht an solchen Diskussionen teilzunehmen, weil ich schon weiß, wohin das führt. Aber manchmal, wenn ich auf einer niedrigen Energie bin, ist es schwierig mich daraus zu halten. Wenn ich merke wie andere meine Worte verdrehen und das Gemeinte so umstricken, dass es nicht mehr dem entspricht, was ich ausdrücken wollte, fühle ich mich gedrängt dagegen zu halten. Ich glaub ich interpretiere nur äußerst sehr selten etwas in die Aussagen anderer hinein, indem ich kommentiere wie z.B. „ich glaube du hast gemeint, dass….“ oder noch schlimmer „ich glaube er/sie hat gemeint, dass ….“. Denn wie kann ich wissen, was jemand anderes gemeint haben könnte. Das ist eine Anmaßung höchsten Grades.

Ich wähle stattdessen die Aussagen Anderer so zu nehmen wie ich sie verstehe und mein Verständnis des Gesagten dann wieder in meinen Worten auszudrücken. Also zu sagen „ich glaube/meine, dass die Sache so ist ….“ oder „aus meinem Verständnis heraus denke ich, dass die Sache so oder so ist ….“. Ich versuche zwar meine Sicht der Dinge darzustellen, aber nicht da hinein zu interpretieren, was andere gemeint haben könnten. Denn das wäre ein unsinniges Unterfangen, eine reine Vermutung (und meist auch noch ein falsche dazu) und auch unmöglich zu wissen.

Trotzdem stellt sich immer noch die Frage: Wieso reagiere ich so stark auf Fehlinterpretationen anderer auf meine Aussagen und warum stört es mich, wenn jemand meint er glaube zu wissen, was ich gemeint haben KÖNNTE, damit aber falsch liegt? Liegt es daran, dass ich meine Wahrheit verstanden haben möchte? Ja, vielleicht. Aber was ist nun, wenn andere sie nicht verstehen wollen oder können? Dann ist es doch gut. Ich habe gesagt was ich zu sagen hatte und das sollte genügen. Warum muss ich jemanden überzeugen? Ich verstehe es selber nicht.

In einem Forum stelle ich schon ab und zu mal eine Frage oder gebe meine Ansicht zum Besten, wenn jemand eine Frage stellt. Es gibt aber Mitglieder, die sich dann auf meine Antworten zu den Fragen anderer stürzen, sie verdrehen, und damit die Diskussion in eine ganz andere Richtung lenken, ohne selber auf das Thema an sich einzugehen. Ich verstehe nicht, warum diese Menschen meine Meinung nicht einfach stehen lassen und selber ihre Meinung abgeben, anstatt meine auseinander zu nehmen. Das macht für mich keinen Sinn. Diese Punkt ist in mir noch nicht klar genug aufgearbeitet und ich werde mein Verhalten in Forumsdiskussionen weiter beobachten.

Ich schreibe auch gern ab und zu mal wieder einen blog im Forum. Aber der ist erst recht nicht dazu gedacht, eine Diskussion über den Inhalt zu entfachen. Ich blogge nur, um meinen persönlichen Prozess etwas sichtbarer und transparent für andere zu machen. Was gibt es da zu diskutieren? Es ist mein Prozess und der steht nicht zu Diskussion. Nehme jeder daraus für sich selber mit, was er mitnehmen möchte.

  • Ich (an)erkenne, dass ich es akzeptiert und erlaubt habe, mich in fruchtlose Diskussionen hinein ziehen zu lassen, indem ich versuche mich und meine Meinung zu rechtfertigen.
  • Ich (an)erkenne, dass ich es akzeptiert und erlaubt habe, an solchen fruchtlosen Diskussionen teilzunehmen, ohne zu realisieren, dass meine Meinung eben meine Meinung ist und gar keine Rechtfertigung benötigt.
  • Ich (an)erkenne, dass ich es akzeptiert und erlaubt habe, immer dann zu argumentieren wenn ich erkenne, das jemand anderes im Unrecht ist (also nicht meine Meinung vertritt), anstatt genauer hinzuschauen und zu prüfen, ober er/sie nicht auch Recht haben könnte.
  • Ich (an)erkenne, dass ich es akzeptiert und erlaubt habe, rechthaberisch in Foren aufzutreten und mir dies dann durch die Rechthaberei anderer zurück gespiegelt wird.
  • Ich (an)erkenne, dass ich es akzeptiert und erlaubt habe, in ein Schwarz-Weiß denken zwischen Wer-hat-Recht und Wer-hat-Unrecht zu verfallen, anstatt den Fokus auf der Eingangsfrage des Themas zu belassen und zu versuchen, meine Meinung zu diesem Thema darzulegen.
  • Ich verpflichte mich in Diskussionen mehr auf meine Intention zu achten, also darauf ob ich Recht behalten möchte oder einfach meine Meinung klar ausdrücke möchte.
  • Ich verpflichte mich nicht mehr länger an ausufernden Diskussionen teilzunehmen, die am Thema vorbei gehen.
  • Ich verpflichte mich, andere darauf hinzuweisen wenn ich erkenne, dass sie meine Aussagen zu interpretieren versuchen, nicht um meine Aussage zurecht zu rücken, sondern um die Kommunikation wieder zum Thema zurück zu führen.
  • Ich verpflichte mich, meine Energie nicht länger für Diskussionen zu verschwenden die ausufern, weit vom Thema abweichen und in persönliche Streitgespräche und Rechtfertigungen abdriften.
  • Ich verpflichte mich, mich besonders nicht mehr auf solche Menschen einzulassen, die anstatt zunächst ihre Meinung klar zu äußern, sofort beginnen mich mit Verständnisfragen zu bombardieren.

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