Tag 33: Innere Zerrissenheit

Während der letzten Tage konnte ich nicht Schreiben. Ich war noch zu sehr eingenommen von den Erkenntnisse der letzten Tage, besonders denen aus Tag 31 und Tag 32. Ich spürte das hier vieles noch nicht klar war, ich Ruhe brauchte. Es amalgamierte, wie der Brotteig, der „gehen“ muss.

Ausgelöst wurde das Ganze vor ein paar Tagen, als ich wieder einmal meinem Ego die Schuld gab und dann plötzlich nicht mehr weiter machen konnte mit all der Selbst-Verantwortung die ich plötzlich für mich sah. Die Aufgaben, vor denen ich mich plötzlich fand, schienen mir zu groß, zu überwältigend, unlösbar. Ich konnte plötzlich nicht mehr weiter. Weder mental noch körperlich. Ich verurteilte mein Ego mich hier fehlzuleiten. Aber inzwischen glaube ich das ist gar nicht der Punkt.

Irgendwie ist da in mir dieser unauslöschbare Drang, den Zustand der Welt wahrhaftig und klar erkennen zu wollen und meine Rolle oder Aufgabe darin ebenso. Und immer wenn ich nur nach Beschäftigung im Netz suche um der Langeweile zu entgehen, dann fesseln mich Themen wie z.B. der Untergang einer ganzen Kultur, in diesem Fall der westlichen Kultur, die Freiheit der Menschen und ihre Versklavung, die metaphysische Ebene der Gedankenwelt, etc. Besonders dramatisch beeinflusste mich vor einigen Tagen der Zustand der Welt und meine Verpflichtung, dagegen etwas zu unternehmen. Darüber hatte ich in Tag 31 und Tag 32 geschrieben.

Ich fühle mich ohnmächtig, gegen den Untergang der Welt, so wie ich ihn momentan sehe, auch nur das geringste zu tun. Ich habe vor einigen Tagen meine eigene Kraftlosigkeit und Mutlosigkeit in diesen Dingen erkannt, auch darüber geschrieben, und die Erkenntnis war sehr ernüchternd, hat irgendwie weh getan aber mich auch sehr erleichtert. Denn ich habe erkannt, dass ich nicht in der Lage bin, an der Situation etwas zu ändern. Es ist schon viel zu spät für mich. Alles was ich noch tun kann, ist andere aufmerksam zu machen, sodass vielleicht sie etwas ändern können.

Und ja, es ist eine sehr bedrückende und niederschmetternde Erkenntnis. Aber ich kann mich nicht davon abwenden und sie einfach ignorieren, oder mir einreden, dass ich stark genug wäre, selber etwas dagegen zu unternehmen. Ich kann mich nicht gegen meine Gedanken stellen, sie unberücksichtigt lassen, oder versuchen, sie durch positivere Gedanken zu ersetzen. Das funktioniert bei mir nicht. Nach kurzer Zeit falle ich wieder in die alten negativen Denkmuster zurück, die eine Welt am Untergehen erkennen.

Das frustriert. Denn was kann ich dagegen tun, wenn ich erkenne, das ich nichts mehr tun kann?

Natürlich wäre jetzt der wohl beste Ansatz, diese negativen Gedanken nicht zu akzeptieren und nicht zu erlauben, dass sie mein Leben beeinflussen. Aber irgendwie spüre ich, dass das nicht authentisch wäre. Ich würde sie ja gerne ablegen, und das schon seit Jahren, aber sie kommen immer wieder. Sie lassen mich nicht los. Ich kann sie nicht gehen lassen. Und ich verstehe nicht, warum ich das nicht schaffe, obwohl ich sehe, dass dieses Verhalten in keinster Weise irgendwie förderlich ist.

Ich müsste jetzt also argumentieren, dass es mein freier Wille ist, die Dinge in einem so negativen Licht zu sehen. Vielleicht ist das auch so und ich bin einfach zu faul, zu feige, und zu kraftlos, um mich aktiv dagegen zu stellen und aktiv an einer Lösung zu arbeiten. So hatte ich das neulich auch gesehen und für mich akzeptiert.

Mir wurde ebenso bewusst, dass ich im Außen gar nichts ändern kann, sondern es nur noch Schlimmer mache, wenn im Inneren die Dinge nicht vorher korrigiert und berichtigt werden, weil dort ihre Ursache liegt. Also wenn ich die negativen Denkmuster und Glaubenssätze nicht ändern kann, dann wird sich auch im Außen nichts ändern.

Ich sehe und erkenne eine Welt im Untergang. Andere sehen das nicht und deswegen nehmen sie unbewusst durch ihre Aktivitäten auch weiterhin an diesem Untergang teil und fördern ihn sogar. Ich bin da sehr viel vorsichtiger geworden und versuche, mich aus solchen Aktivitäten heraus zu halten. Aber ich erkenne ja auch, dass das, was ich in anderen sehe (ihre Unbewusstheit und unbewusste Teilnahme an diesem Untergang) auch wiederum nur eine Reflektion meiner Selbst ist.

Insofern ist meine Untätigkeit nur ein Weglaufen vor den Problemen. Denn innerlich kann ich diese Gedanken nicht los werden, sie nicht abschütteln, und sie auch nicht in positivere Gedanken transformieren. Ich komme da nicht raus. Was ich auch versuche, ich komme da nicht raus. Ich akzeptiere dies. Ich muss. Denn alles andere wäre eine Illusion. Deswegen, weil ich sie im Äußeren sehe, durch andere reflektiert bekomme, muss ich mich diesen Themen stellen. Ich kann sie nicht ignorieren. Das bin ich nicht, auch wenn ich es gerne wäre. Und diese Einsicht kam neulich klar durch, woraufhin dieser Zusammenbruch erfolgte.

Nun, was ich nicht mehr tun will ist, diese Erkenntnis meiner Schwäche abzulehnen oder auf andere (z.B. Dämonen, mein Ego) zu projizieren und diese dann dafür verantwortlich zu machen. Nein, ich sehe diese Dinge in mir und werde mich nicht länger davon trennen, sie ablehnen, oder Dinge außerhalb von mir dafür verantwortlich machen.

Es gab eine tiefe Frustration seit dem letzten blog und das hat mich geschockt. Das musste ich erstmal verdauen. Es gab für ein paar Tage keine Klarheit. Ich fühlte mich angesichts dieser ganzen Erkenntnis sehr verloren. Nun kommt langsam wieder der Wille auf, mich (1) von solchen Erkenntnissen nicht unterkriegen zu lassen und (2) die Separation von Ego und Selbst, die mich innerlich offenbar zerreißt, aufzugeben.

Ich sehe mich als Ganzes. Als mit vielen Fehlern, vielen falschen Glaubensätzen, vielen falschen Vorstellungen, vielen Illusionen, amalgamiertes Ganzes. Es ist ein Mix aus vielen verschiedenen Anteilen, die oft sehr gegensätzlicher Natur sind und die ich nicht in Einklang bringen kann.

  • Ich vergebe mir dass ich es akzeptiert und erlaubt habe, mich als möglicher Retter der Welt zu sehen, als jemand mit erhöhter Einsicht und deswegen als allein fähig, diese Probleme zu erkennen, während die meisten anderen meiner Mitmenschen dazu unfähig sind.
  • Ich vergebe mir dass ich es akzeptiert und erlaubt habe, mich als alleinigen Retter für die Probleme dieser Welt zu sehen und unter dieser Last zusammen zu brechen und tatenlos zu bleiben.
  • Ich vergebe mir dass ich es akzeptiert und erlaubt habe eine innere Separation zwischen Körper, Geist(Ego) und Seele aufzubauen, um dann die Schuld für meine Probleme der einen oder anderen separierten Komponente zuzuweisen.
  • Ich vergebe mir dass ich es akzeptiert und erlaubt habe die Schuld für meine Untätigkeit entweder auf einzelne Komponenten in mir selber (Körper oder Geist) zu richten, oder auf externe Komponenten (Dämonen), damit ich weiterhin Ausreden für meine Untätigkeit haben kann.
  • Ich verpflichte mich, die innere Separation zwischen Ego/mind, Körper, und Seele aufzuheben und mich als Ganzes zu betrachten, als eine Einheit, aber momentan noch ausgestattet mit Komponenten, die noch nicht harmonisch zusammen spielen.
  • Ich verpflichte mich, meine innerer Zerrissenheit und die vielen gegeneinander laufenden Ideen, Vorstellungen, und Illusionen aufzulösen und meinen Fokus auf die Verbesserung der Lebensverhältnisse hier auf der Erde zu richten, und nicht auf meinen persönlichen Vorteil oder mein eigenes Wohlbefinden.
  • Ich verpflichte mich die Punkte klarer herauszuarbeiten, die ich nicht als nützlich oder gar hinderlich für das Leben hier auf der Erde und für die Erde als Gesamtheit erachte. Diese Punkte möchte ich klarer erkennen und dann durch solche ersetzen, die dem Leben dienlicher sind.
  • Ich verpflichte mich, meine Tatenlosigkeit aufzugeben und nicht länger nach den „wirklich großen und wichtigen“ Aufgabenfeldern zu suchen, in die es „sich lohnt“ Kraft und Energie zu stecken, sondern im Hier und Jetzt die mundänen Aufgaben anzunehmen und anzugehen, die sich mir im täglichen Leben zeigen.
  • Ich verpflichte mich, mich nicht mehr mit für mich zu großen Projekten zu beschäftigen, wie z.B. dem Aufbau einer Selbstversorger-Gemeinschaft oder dem Beitritt zu einer, bevor nicht klar ist, mit welchen Menschen ich es da zu tun hätte. Genauso wenig werde ich mich mit Dingen wie dem Kampf gegen den Staatsapparat oder dem Aufbau eines neuen Deutschland intensiver beschäftigen, bevor Ich nicht innerlich meinen Kampf gegen den Status Quo beendet und Raum gemacht habe für ein positiveres Denkmuster.

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