Tag 77: Mein parasitäres Verhalten macht mich krank

Heute, nach dem Aufstehen, war ich extrem lustlos. Ich verbrachte dann viel Zeit im Bett. Mein Leben erschien mir wieder einmal extrem sinnlos und alle Anstrengungen für irgendeinen Anlass einzutreten viel zu anstrengend und zu aussichtslos zum Engagement. Selbst mein Garten und die Idee in Sizilien Land zu kaufen schienen belanglos. Ich wollte nur in Ruhe gelassen werden, dem ganzen verrückten Corona-Schauspiel einfach nur zuschauen, und auf das Ende warten.

Derartige Gedanken befallen mich derzeit immer häufiger. Und dann scheint manchmal der physische Tod eine Erlösung von diesem sinnlosen Kampf zu bieten. Andererseits könnte meine Unzufriedenheit aber auch darin begründet liegen, dass ich meiner Intuition und dem was ich für richtig und erstrebenswert erachte – aus Angst – nicht folge.

Wie finde ich zurück zum Spaß am Leben? Ist das überhaupt möglich? Ich finde dazu keinen Ansatz, keine Möglichkeit, keinen Weg. Aber warum nicht? Ist mir wirklich alles so scheiß egal geworden? Ja, vielleicht. Ich akzeptiere diesen Gedanken an die Sinnlosigkeit des Lebens. Und das gibt mir einen Erlaubnisschein an die Hand für einen radikalen Weg. Einen Weg in den körperlichen Tod oder in eine andere extreme Lebenssituation. Diese Strategie habe ich in der Vergangenheit schon des Öfteren benutzt, zum Beispiel als ich meinen Job aufgab, oder als ich zum Segeln ging. Und werde es wohl auch wieder tun, alles hinschmeißen und abhauen. Nur weiß ich noch nicht, wohin die Reise diesmal gehen soll.

Wieder einmal an diesem Punkt angekommen stellt sich das Leben auf der Erde für mich als ein großes Schauspiel dar, in dem jeder mitspielt, gewollt oder ungewollt seine Rolle hier einnehmend. Natürlich kollidieren einige Rollen miteinander und das führt zu Konflikten, Leid, und Tod. Wie in jedem anderen Spiel gibt es Gewinner und Verlierer. Und die Gewinner wollen ihre Gewinne nicht abgeben. Die Verlierer wollen auch gewinnen. Jeder will gewinnen, irgend etwas, sich zumindest immer besser fühlen, als er sich momentan fühlt. JEDER. Und so geht das Spiel weiter.

Ich erkenne, dass auch ich dieses Spiel spiele. Ich habe das Spiel des Wissenschaftlers gespielt. Ich habe das Spiel des Aussteigers gespielt. Ich habe das Spiel des Seglers gespielt. Ich habe das Spiel des Vagabunden gespielt. Vielleicht möchte ich jetzt das Spiel des Naturburschen spielen. Oder das Spiel des Retters der Erde. Oder gar kein Spiel mehr. Irgendwie kotzt mich das alles nur noch an. Gibt es denn gar kein Ende aus diesem leidvollen Dasein?

Es scheint unmöglich kein Spiel zu spielen. Denn es nichts anders da, als unendlich viele Varianten in einem endlosen Spiel. Auch Varianten auf anderen Welten. Oder in anderen Dimensionen. Aber wird man dort glücklicher werden?

Vielleicht gibt es wirklich so etwas wie unabänderliche spirituelle Regeln (Naturgesetze), nach denen wir uns richten müssen, um wirklich glücklich werden zu können. Vielleicht werden wir manipuliert durch unsichtbare Kräfte, die das verhindern und uns für ihre Zwecke ausnutzen wollen. Vielleicht. Und vielleicht ist es eine Variante des Spiels, diese Kräfte zu suchen und zu entblößen.

Nur leider zerstören im gegenwärtigen Spiel ganz offensichtlich diesen Planeten. Daran bin ich genauso schuld, wie alle anderen. Und ich bin genauso wenig wie andere dazu bereit, mit dieser Zerstörung aufzuhören. Dazu fühle ich mich nicht in der Lage. Ich würde bei dem Versuch sterben (erfrieren, verhungern, …). Ich wüsste nicht, wie ich mein Leben so umstellen könnte, dass ich nicht mehr Teil dieser Zerstörung bin. Also lasse ich es.

Daneben ist mir aber auch klar, dass alle Versuche etwas zu TUN (also die Welt zu retten, eine nicht-zerstörerische Existenz aufzubauen, wieder die Flucht im Reisen zu suchen) eine Flucht vor mir selber sind. Es ist eine Flucht davor zu verstehen, wer oder was ich bin. Vielleicht ist es auch eine Flucht vor der Realität (dem physischen Leben) in den Verstand und seine illusorischen Bilder und Vorstellungen. Eine Flucht vom tatsächlichen harten physischen Leben in den Kopf. Eine Flucht vor der Realität die mir zu erkennen gibt, dass ich der Zerstörer bin! Der Parasit!

Diese Gedanken sind sehr frustrierend wahrzunehmen und vielfach noch unklar. Aber vielleicht ist es auch nur so, dass ich die Erkenntnis meines parasitären Verhaltens einfach nicht akzeptieren kann/will. Denn ich weiß nicht, wie ich meinen Parasitismus ablegen könnte, ohne selber dabei drauf zu gehen. Aber vielleicht ist das die Natur des Parasiten: er kann ohne andere nicht leben.

Diese Realisation darüber, wie komplett ich ein Parasit auf dieser Erde bin, wird immer bedrückender. Mir ist inzwischen vollkommen klar, dass ich hier auf der Erde nicht existieren kann, ohne andere auszubeuten (also die Tiere, die Pflanzen, andere Menschen, die Umwelt). Die gesamte Menschheit tötet alles Leben hier, extrahiert Materialien aus der Erde und verbrennt sie, macht alles kaputt, verpestet die Gewässer, die Erde, und die Luft, und gräbt sich selbst und allem Leben hier sprichwörtlich das Wasser (und die gesamte Lebensgrundlage) ab. Und ich bin ein Teil davon. Denn ich tue genau das Gleiche, mache weiterhin mit, auch wenn vielleicht nicht mehr im gleichen Ausmaß wie andere. Aber trotzdem tue ich es immer noch. Denn ich kann nicht anders. Und diese Erkenntnis schmerzt unglaublich.

Die Realisierung darüber, was ich hier tatsächliche tue und wie ich mich verhalte (parasitär) kam mir erst nach und nach so richtig zum Bewusstsein und auch sehr spät. Hätte ich das doch nur schon in jungen Jahren erkannt. Aber ich war zu egoistisch darauf erpicht, es im Job weit zu bringen, damit ich ein gesichertes Einkommen hätte, dass mich und meine Familie gut und nachhaltig ernähren kann. Das habe ich zwar auch erreicht, aber dann doch hingeschmissen, weil es plötzlich nicht mehr mit meinen Erkenntnissen und Einsichten zusammen passte. Ich weiß dennoch immer noch nicht, nach nunmehr 10 Jahren, wie ich meine Parasitismus ändern könnte. Ich weiß nicht, wie ich meine Nahrung produzieren und überleben könnte, ohne andere zu schädigen. Ich weiß nicht, wie ich hier einen Winter durchstehen sollte, ohne die Erde zu schädigen (Holz zu verbrennen, Diesel zu verfahren). Ich weiß nicht, wie ich meine Kleidung hier selber herstellen könnte. Ich weiß nicht, wie ich hier ohne Geld überleben könnte. Ich weiß das alles nicht. Und ich weiß auch nicht, ob ich es noch lernen kann oder Menschen finde, mit denen zusammen ich überleben könnte.

Also was bleibt?

Da wäre zum Ersten die Verleugnung dieser Erkenntnis. Das Vergessen all dieser Einsichten und der damit verbundenen Schwierigkeiten. Das aufrecht halten der Illusion. Das Weitermachen mit der Zerstörung. Dieser Weg ist allerdings kaum mehr möglich für mich. Zumindest kann ich ihn bewusst nicht mehr für längere Zeit gehen. Ich verfalle zwar oft deswegen in Depressionen und versuche mich abzulenken, aber auch das halte ich nicht lange durch. Ich versuche aktiv eine Lösung zum besseren zu finden und mein Verhalten dementsprechend zu ändern, kehre aber immer schneller zu der Einsicht zurück, dass so ein neuer Weg aber unbegehbar ist, der alte aber ebenso.

Zweitens bestünde die Möglichkeit, alles nur erdenklich mögliche dafür zu tun, dass sich etwas ändert in MEINEM Verhalten. Dazu würde der nahezu komplette Verzicht auf Konsum gehören. Auf alles zu verzichten, was nicht absolut essentiell zum überleben ist. Während ich gleichzeitig all die obigen Bereiche (Nahrungsmittelproduktion, Behausung, Kleidung) reaktiviere, um mich selber mit dem nötigsten zu versorgen. Und zwar auf eine Weise, die niemanden schädigt. Weder andere Menschen, noch andere Lebewesen oder auch die unbelebte Natur. Dieser Weg ist sehr schwer, aber dennoch für mich der einzig sinnvoll erscheinende. Die von Q’uo sagen dazu “Geht daher, wenn ihr Möglichkeiten bewertet, nach innen, um zu meditieren, um euch für eine größere Verwirklichung dessen zu öffnen, was für euch in eurem eigenen Lebensmuster möglich ist. Geht ohne vorgefertigte Ideen”. Diese Mitteilung fand ich hilfreich, denn sie nimmt etwas Druck aus der Sache. Es ist mir auch klar, dass ich nicht die ganze Welt oder sogar mich selber von heute auf morgen komplett ändern kann. Das würde ich zwar gerne und dass ich es nicht schaffe macht mich ärgerlich und unzufrieden mit mir selber. Ich fühle mich dann wie ein Schwächling und ein Feigling, weil ich nach so vielen Jahren noch nicht mehr zu Wege gebracht habe und immer noch so abhängig vom System bin. Aber bei Desteni wird ja nicht umsonst von einem 7-14 jährigen Prozess gesprochen. Ich erwarte einfach zu viel von mir.

Die Realisierung meines parasitären Verhaltens und die Ohnmacht etwas dagegen unternehmen zu können macht mich wirklich sehr traurig und auch fassungslos über mich selber. Es ist eine sehr bedrückende und schmerzliche Erkenntnis, im Angesicht dieser enormen Probleme so untätig zu sein, dass ich manchmal tagelang in Schock-Starre verfalle. Ich verfalle in tiefe Depression, komme kaum aus dem Bett und mache es damit alles nur noch schlimmer. Warum kann ich nicht wenigstens jeden Tag einen kleinen Schritt in die richtige Richtung unternehmen? Es ist doch so wichtig.

Das sind zwar alles nur Gedanken, aber sie sind sehr mächtig. Und ich tendiere dazu, sie überdecken zu wollen und mich abzulenken mit Musik, Bier, Sex, Filme anschauen, schlafen. Sonst ist die Situation einfach unerträglich. Ich weiß, dass solcherlei Ablenkung nichts an dieser Situation verändern wird, wenn auch nur in dem mir möglichen kleinen Rahmen. Aber auch wenn die Gesamtlage vollkommen aussichtslos erscheint, sodass der Tod manchmal als die einzige Hoffnung auf Erlösung erscheint, so ist das nicht zu akzeptieren. In die oben beschriebene eigenverantwortliche Richtung zu gehen, mit Worten und Taten, die einzig sinnvolle Lösung.

Jetzt ist Nacht so kann ich die Aktivität auf morgen vertagen. Ich will in den Garten GEHEN. Ohne Auto. Zu Fuß. Mal schauen, ob ich das schaffe. Aber allein die Frage bedeutet ja schon, dass ich es nicht schaffen werde. Und warum nicht? Will ich mich weiter so schlecht fühlen, wie heute? Oder will ich ich mich gut fühlen, indem ich meine Blockaden und Abhängigkeiten überwinde? Denn was hilft es schon, sich gut zu fühlen? Das ändert ja auch nichts. Es erlaubt mir dann später nur, zufrieden doch wieder ein Bier zu trinken, als Belohnung für die harte Arbeit. Denn ich hab ja was geschafft! Und so geht das immer weiter. Das Bewusstsein über die tatsächliche katastrophale Lage und meiner Antwort darauf ständig erneut gegenüber zu treten ist nicht einfach. Es erfordert Willensstärke. Und ja, die habe Ich. Ja richtig: ich habe sie! Ich kann das tun. Und ich werde es tun. Punkt.

Doch jetzt am Abend kommen meine Vorsätze für morgen (in den Garten zu GEHEN) schon wieder ins Wanken. Meine Gedanken kreise um den Wunsch meine Erkenntnisse aufschreiben und festhalten zu wollen. Vor allem für meine Nachkommen. So wie Anastasia es in ihrem Ahnenbuch (siehe Band 6) für das Anlegen des Landsitzes beschreibt. 

Ich möchte alles aufschreiben, was passiert und was ich tue und wieso. Ich möchte es für die Nachkommen aufschreiben, aber auch für mich selber. Ich möchte die Ungewissheit der Zeit festhalten. Den großen Wandel, der so plötzlich auf uns hereinbrach und mit dem wir/ich nicht umzugehen wissen. Das alles möchte ich fest halten, mich täglich daran erinnern. Und meine Reaktionen darauf beobachten und festhalten. Auch meine Gedanken und Gefühle. Und ganz besonders meine Taten. Und meine inneren Konflikte. Alles.

Ich weiß nicht, ob das Internet, oder die PC-Technologie, oder irgend eine Technologie, noch lange verfügbar sein wird. Ich denke es wird auch in diesem Bereich dramatische Veränderungen geben. Evtl. überdauern sie nur in noch stärkerer Zensur, oder der Zugang wird durch Maßnahmen wie Impfungen gegen Corona beschränkt. Aber auch eine vollständige Abschaltung des Internets ist denkbar. Stromausfälle und Chaos ebenso. Deshalb möchte ich alles auch auf Papier festhalten, auch wenn es mühsam und zeitintensiv ist.

Ich weiß nicht, wofür diese heutigen Gedanken( und sie hier aufzuschreiben) gut sein soll oder könnte. Aber ich glaube trotzdem, dass es gut ist, diese Gedanken festzuhalten, die heute in mir vorgehen. Denn sie sind ein Teil meines Prozesses. Und ich habe auch sonst niemanden, mit dem ich die teilen könnte. Keine Kontakte. Keine Vertrauensperson. Aber ich kann es nicht alles in mich hinein fressen und in mir behalten, sonst platze ich oder tue etwas unüberlegtes. Die Energie muss raus und das Schreiben ist ein guter Kanal dafür. Im Garten zu arbeiten wird um diese Jahreszeit nun bereits sehr mühsam und ungemütlich, da der Winter kommt, es kalt, windig, und nass ist. Die Tage sind kurz und nachts gibt es Frost. Es ist überall feucht und klamm und die Pflanzen stellen ihr Wachstum ein. Ich könnte mich bewegen, umgraben, Holz hacken, den Wagen herrichten, und das werde ich wohl auch zeitweise tun. Aber ich möchte auch schreiben, um meine Eindrücke der Nachwelt zu hinterlassen.

  • Ich vergebe mir, dass ich es akzeptiert und erlaubt habe, ein Parasit zu werden.
  • Ich vergebe mir, dass ich es akzeptiert und erlaubt habe meine Kraft und Energie in Prozesse und Aktivitäten zu investieren, die das Leben zerstören anstatt es zu fördern.
  • Ich vergebe mir, dass ich es akzeptiert und erlaubt habe aus Angst vor dem Untergang andere (Menschen, Tiere, Pflanzen, Umwelt) auszubeuten.
  • Ich vergebe mir, dass ich es akzeptiert und erlaubt habe über meine Untätigkeit in Bezug auf das was ich für das-beste-für-alle halte in tiefe Depressionen und Lethargie zu verfallen.
  • Ich vergebe mir, dass ich es akzeptiert und erlaubt habe mich unter meine Decke zu verkriechen, damit ich meine eigene Schwäche und Untätigkeit nicht so stark zu spüren bekomme.
  • Ich verpflichte mich, alle meine Grund-Bedürfnisse so weit wie möglich selber erfüllen, mit meiner Hände Arbeit. Allein schon um es zu lernen. Jeden Tag im Garten sein. Die Yurte heizen. Produktion im Garten in Gang bringen.
  • Ich verpflichte mich nicht mehr Geld als nötig auszugeben. Und zwar um das System zu schwächen und den Konsum nicht weiter zu fördern.
  • Ich verpflichte mich auf alles verzichten, was nicht zum Überleben notwendig ist. Also Bier, Telefon, Auto, Internet. Ich weiß, dass ich das noch nicht kann und deswegen weiter parasitär leben werde. Aber reduzieren kann ich es.
  • Ich verpflichte mich, das verbleibende Geld einzusetzen, um die obigen Punkte umzusetzen und um mehr Land zu kaufen, um möglichste ein großes Grundstück nach Anastasia-Maßstäben zu entwickeln.
  • Ich verpflichte mich, über diese Dinge offen zu sprechen, und meinen Reise-ins-Leben blog weiter zu schreiben. Und sonst nicht mehr soviel Zeit und Energie nutzlos auf sozialen Netzwerken oder sonstwo im Internet vergeuden.

Ein Kommentar:

  1. Pingback:Tag 78: Die Natur liebt Mut – Axel's Reise ins Leben

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert