Tag 61: Wie werde ich meine Illusionen los und gelange zu mehr Authentizität im Leben?

Im Moment gibt es wenig für mich tu tun und ich unterliege kaum äußeren Zwängen und Einflüssen. Es wirken kaum äußere Impulse auf mich ein. Das ist eine sehr interessante Situation, denn sie fordert mich dazu auf mir Gedanken zu machen und mich zu entscheiden, was ich tun WILL an und mit diesem Tag.

Das erste was mir einfällt ist immer online zu gehen und in den Foren zu schauen, ob es dort etwas interessantes zum Lesen und kommentieren gibt. Doch ich möchte heute mal Abstand davon nehmen und mir überlegen, wie sinnvoll das überhaupt ist. Ist es nur eine interessante Ablenkung für mich? Befriedigt es mein Ego? Beides muss ich mit JA beantworten. Aber ist es in irgendeiner Weise sinnvoll? Hier ist die Antwort NEIN. Zumindest kann ich keinen direkten Sinn erkennen.

Mir ist aber auch klar, dass die Sinnfrage auch eine ziemlich aussichtslose Sache ist, die einen schnell in die Irre führen kann. Denn wie soll man einen Sinn, vor allem einen Lebenssinn, in einer sich ständig wandelnden Welt überhaupt erstmal definieren? Was wäre denn sinnvoll? Gibt es darauf überhaupt eine Antwort? Oder führt die Frage nur in die Konfusion?

OSHO betont zum Beispiel immer wieder „sei der, der du bist. Tue Dinge aus Freude und weil es dir entspricht. Vergiss die Frage nach dem Sinn, nach Moral, nach Bedeutung – diese Gedanken wurden dir von anderen eingepflanzt. Aber wer bist DU?“

Also bin ich ein Mensch, der sich einfach nur der Freude am Leben hingeben kann, so wie OSHO? Oder brauche ich einen tieferen Sinn? Ich glaube OSHO findet ja auch seinen Sinn darin, die Leute aufzuwecken mit seinen Ansichten. Das macht ihm Spaß und erfüllt ihn mit Sinn. Was erfüllt mich mit Sinn und was macht mir Spaß? Ist es das kommentieren in den Foren? Ja durchaus. Was noch?

Ich muss gestehen, dass ich es liebe, mich mit diesen Themen auseinanderzusetzen und darüber zu schreiben. Gerade höre ich „rein zufällig“ Barbara Marciniak im Radio als Unterlegung zu einem Musikstück. Auch ihre Ideen finde ich wunderbar.

Ich weiß auch, dass ich mich vor allem durch die Wingmaker-Materialien und Desteni in eine niedrigere Energie bringen lasse. Dort geht es um „verkopfte Spiritualität“ (ein Begriff der im Forum mal gefallen war), und es wir der Versand analysiert und dabei völlig auseinander genommen. Das ist vielleicht auch ein notwendiger Schritt, um hier in der Welt positive Veränderungen hervorzubringen. Aber vielleicht führt es auch genau zum Gegenteil. Ich kann das nicht wissen, sondern erstmal nur glauben. So wie ich viele andere Dinge einfach nur glauben kann, weil mir die eigene Erfahrung fehlt. Auch im Film “Matrix” sagt das Orakel zu Neo: “Bingo….Daran besteht kein Zweifel. Die schlechte Nachricht ist, dass du auf keinen Fall wirklich wissen kannst, ob ich hier bin, um dir zu helfen, oder nicht. Es liegt also wirklich an Dir. Du musst dich nur verdammt noch mal entscheiden, um entweder zu akzeptieren, was ich dir sagen werde, oder es abzulehnen.” Doch wie kann so eine Entscheidung treffen? Auch in Herr der Ringe sagt Gandalf (Frodo: “Ich wünschte, ich hätte den Ring nie bekommen. Ich wünschte, all das wäre nie passiert.“ Gandalf: “Das tun alle, die solche Zeiten erleben. Aber es liegt nicht in ihrer Macht, das zu entscheiden. Du musst nur entscheiden, was du mit der Zeit anfangen willst, die dir gegeben ist.“). Die Entscheidung was ich tun werde liegt also allein bei mir. Ich kann mich entscheiden, anderen, wie dem Orakel (Gurus, den Religionen, Freunden, Eltern, Lehrern), zu glauben. Oder ich kann es bleiben lassen. Wonach soll ich mich richten, wenn ich meine innere Führung nicht erkennen kann?

Wenn ich versuche mit OSHO zu gehen und so authentisch zu leben, wie nur möglich, dann müsste ich meinen Verstand und meine Prägungen und Konditionierungen zunächst einmal verstehen. Denn sonst würde ich nur zu einem Abbild, einer Kopie von OSHO oder irgend jemand anderem, bzw. eine Mischung daraus und all dem, was ich mir sonst noch angelesen und geglaubt habe.

Ich finde es schon wichtig, authentisch zu werden, mich zu erkennen. Doch es ist auch unglaublich schwierig festzustellen, oder festzulegen (freier Wille), wer oder was ich bin und sein will. Auf welcher Grundlage soll ich so etwas entscheiden? Auf der Grundlage von Konditionierungen? Auf der Grundlage von gesellschaftlichen Zwängen und Normen und dem was andere für richtig und wichtig annehmen? Auf der Grundlage meiner Gefühle? Auf der Grundlage meiner Gedanken? Wie zum Teufel soll man sich entscheiden? Wie soll das gehen?

Ich habe schon so viele Entscheidungen in meinem Leben getroffen. Ich habe studiert und promoviert. Ich wurde Wissenschaftler und Professor. Ich schlug das alles in den Wind und ging auf Weltreise. Ich segelte jahrelang auf  dem eigenen Boot über die Ozeane. Ich wanderte mit dem Rucksack durch den Dschungel Zentralamerikas von Panama bis Guatemala. Ich besuchte den Polarkreis in Nord-Kanada bis rauf zu den Uhreinwohnern, wo es im Sommer 40 Grad plus hat und im Winter 50 Grad unter Null. Ich fuhr mit dem Auto quer durch die USA, Von Seattle bis Key West. Von San Diego bis Boston und lebte 8 Jahre im Mittleren Westen. Ich besaß 6 Häuser, baute davon eins selbst, und gab Haus und Familie und den sicheren Job auf, um auf einem Segelboot zu leben. Ich fuhr mit dem Wohnmobil bis nach Ungarn, Griechenland, Italien, Spanien, Portugal und Schweden. Ich arbeitete in Hostels, auf Campingplätzen, auf Ökofarmen, in spirituellen Gemeinschaften, oder lebte einfach von meinen Ersparnissen. Ich lebte allein und in WG`s. Ich hatte eine 20-jährige Ehe mit einer Frau und danach viele kurze und wenige längere Beziehungen zu anderen Frauen. Und ich bereue keine Minute davon.

Aber wohin hat mich das gebracht? Ich weiß es nicht. Ich habe immer noch keinen Plan für die Zukunft (obwohl ich jetzt schon Mitte 50 bin). Ich kann mich nicht entscheiden irgendwo sesshaft zu werden oder auch weiter als Vagabund und Nomade durch die Lande zu ziehen. Ich fühle mich nicht verloren, auch nicht gebunden, und auch nicht frei. Denn irgend etwas passiert in meinem Kopf, in meinem Bewusstsein. So als ob es einen Plan gäbe, den ich noch nicht erkennen kann. Irgend etwas treibt mich an eine Entscheidung zu suchen und zu finden. Es ist ein Impuls vorhanden, etwas zu tun. Aber was? Ich kann es nicht begreifen. Es entzieht sich mir immer wieder.

Wenn ich den Kopf einschalte, komme ich nicht weiter, denn dann gehe ich gegen meine Gefühle. Wenn ich die Gefühle berücksichtige, komme ich auch nicht weiter, denn dann geht es gegen meinen Kopf. Wem soll ich folgen? Klar, alle würden sagen ich soll den Gefühlen folgen. Ich soll meinen Instinkten folgen. Ich soll meiner inneren Führung vertrauen. Aber wie können sie das sagen? Das ist doch auch nur nachgeplappertes Geschwätz. Dennoch habe ich es oft getan und was dabei heraus gekommen ist, das war zumindest seit den letzten 10 Jahren ein ziemlich unstetes Leben ohne jede Richtung. Ich trieb in der Welt umher, ohne Ziel, und folgte … ja wem oder was folgte ich eigentlich?

Wenn ich mir mein Leben genauer anschaue, dann folgte ich meist den Wünschen anderer. Zuerst war da die Dominanz meines Vaters, die mich veranlasste zu studieren und weit in der akademischen Leiter aufzusteigen. Denn vielleicht würde er so etwas mehr von mir halten und mich akzeptieren. Aber dem war nicht so. Mit dem Segeln war es das Gleiche. Er liebte das Segeln und so kam ich nach Aufgabe meine Jobs auch zum Segeln. Aber das war eigentlich auch nicht so meins und deswegen gab ich es wieder auf. Ich liebe eigentlich mein Nomaden-Dasein und das herumreisen in der Welt. Man lernt so viele interessante Menschen kennen, so viele schöne Landschaften und Gegenden. Und es passiert immer etwas Neues. Es wird nie langweilig oder eintönig. Gruß vom Ego Smile

Aber dann schlich sich langsam der Gedanke ein: was tust du eigentlich für die Welt, wenn du immer nur herum reist und deine Ersparnisse auf den Kopf haust? Es gibt doch soviel Unheil und Unglück in der Welt. Wäre es nicht sinnvoller, sich für eine positive Veränderung einzusetzen? Wäre das nicht sogar meine Pflicht? Denn wenn ich eine Veränderung möchte, dann kann ich nicht erwarten dass andere (der Staat eingeschlossen) sie für mich erledigen. Das wäre verantwortungslos und man sieht ja auch, dass es so nicht funktioniert. Wenn ich Veränderung möchte, dann muss ich selber für diese Veränderungen arbeiten.

Dieser Gedanke hat mich lange geleitet. So habe ich das Boot wieder verkauft, weil mir der Sinn des Segeln nicht klar wurde und es für mein Empfinden ein rein egoistisches Vergnügen darstelle. Da war nichts sinnvolles dabei, außer die eigene innere Befriedigung. Und die stellte sich auch nicht ein, denn es gab immer wieder Stürme, unsichere Ankerplätze, Probleme mit der Technik an Bord, etc. Ich habe das erste mal in 5 Jahren wieder durchgeschlafen, nachdem mich das Boot verkauft hatte und in einem festen Bett in einer Wohnung schlafen konnte. Auf dem Boot schlief ich immer nur mit einem wachen und einem schlafenden Auge, da immer der Anker ausreißen und das Boot auf Drift gehen oder ein Gewittersturm auftauchen konnte. Aber natürlich gab es auch viele schöne Momente, Tage und Wochen in totaler Entspannung in super schönen Buchten und einsamen Stränden.

Um dann etwas sinnvolleres zu tun, kaufte ich mir das Wohnmobil und wollte autark leben und die Natur wieder regenerieren. Am liebsten irgendwo im Süden (Griechenland, Spanien, Portugal). Aber das ist ein sehr anstrengendes Unterfangen. Dort sind die Sommer viel zu heiß zum Arbeiten. Es ist unglaublich trocken und Wasser zum gießen der Pflanzen fehlt meist. Alles vertrocknet. Die Winter sind kalt und nass. Es kostet unglaublich viel Energie und Zeit, dort etwas aufzubauen. Es geht schon, aber es ist schwierig. Finanziell ist da auch nicht viel drin. Es kostet Geld und Zeit und viel Kraft. Deswegen suchen fast alle die diesen Weg gegangen sind auch Mitstreiter oder geben schnell wieder auf. Und im Norden, in Schweden und Estland, gibt es zwar ausreichend Wasser aber die Gartensaison ist einfach zu kurz, die Winter sind zu lang und zu dunkel. Ohne zu jagen oder zu fischen kommt man da nicht zurande mit der Selbstversorgung. Ich bewundere alle diejenigen, die trotzdem durchalten und etwas erschaffen. Ganz egal wo. Sie alle haben meine Hochachtung. Ich muss zugegeben, auch wenn ich das nicht gerne tue, dass dieser Weg für mich allein zu anstrengend ist. Auch wenn ich ihn immer noch als sinnvoll erachte. Aber alleine ist mir das einfach zu viel Arbeit. Die Energie dafür habe ich nicht mehr. Ich wünschte es wäre anders, aber ist es nicht. Doch vielleicht ist das auch nur eine Ausrede, um mich mit anderen und angenehmeren Dingen beschäftigen zu dürfen. So eine Art innerer Erlaubnisschein für das einfache Leben.

So laufen meine Argumentationsketten. Ich denke dass das Segeln nicht sinnvoll ist, es zu keiner Verbesserung in der Welt führt, und gebe es auf, um etwas sinnvolleres zu tun. Dann stelle ich fest, dass sinnvollere Dinge viel Arbeit und Energie erfordern (deswegen machen es so wenige) und gebe den Gedanken mit der Ausrede auf, dass ich dafür nicht mehr die Energie habe (was ja vielleicht sogar stimmt, oder eben einfach nur eine Ausrede ist). Aber es beunruhigt mich sehr, dass ich keinen Weg zu finden scheine, um zu einer Verbesserung der Welt beizutragen.

Oft denke ich auch, dass mein Schreiben nichts wichtiges beiträgt. Es ist zwar schön, die eigenen Gedanken über das Schreiben mal tiefer zu analysieren und so zu erkennen, was mich umtreibt, was mich motiviert und was nicht und auch weshalb das so ist, und wo meine Blockaden und Illusionen liegen. Aber führt das zu irgendeinem Nutzen für mich oder für andere? Ich kann es nur hoffen. Sehen tue ich das noch nicht.

  • Ich (an)erkenne, dass ich es akzeptiert und erlaubt habe, den Vorstellungen anderer (insbesondere denen meines Vaters) zu folgen, um seine Anerkennung zu erhalten.
  • Ich (an)erkenne, dass ich es akzeptiert und erlaubt habe, durch das Bedürfnis nach väterlicher Liebe nicht meinem eigenen Weg folgen zu können, oder ihn auch nur zu erkennen.
  • Ich (an)erkenne, dass ich es akzeptiert und erlaubt habe, mich von Vorstellungen anderer Menschen über dem Sinn des Lebens vereinnahmen zu lassen. So zum Beispiel die Vorstellung diese Welt retten zu können oder zur ihrer Rettung beitragen zu können. Oder der Vorstellung ein authentischen Leben führen zu können, wie OSHO es predigt, wobei ich nicht einmal weiß, was in mir überhaupt authentisch ist.
  • Ich (an)erkenne, dass ich es akzeptiert und erlaubt habe, mich von der Erforschung und Erkenntnis meines Selbst ablenken zu lassen durch die Wünsche und Ideen anderer Menschen, die ich als meine eigenen akzeptiert habe, weil sie sich „sinnvoll“ oder „wahr“ anhörten.
  • Ich verpflichte mich, mich von allen Ideen und Gedanken in mir zu befreien und mich nicht davon (ver)leiten zu lassen.
  • Ich verpflichte mich, den Ursprung all meiner Ideen und Gedanken zu erforschen um festzustellen, von wem ich sie übernommen habe.
  • Ich verpflichte mich, alle meine Gedanken und Gefühle inständig zu prüfen und nur noch solche Gedanken und Gefühle in Aktionen zu überführen, von denen ich sicher bin, dass sie mir entsprechen, auch wenn mir im Moment noch nicht immer klar ist, ob das wirklich so stimmt und ich vielleicht nur noch nicht erkannt habe, wem ich hier auf den Leim gegangen bin. Aber irgendwo muss man ja beginnen.

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