Tag 34: Authentizität–Wo stehe ich gerade?

Ausgelöst durch das Lesen von OSHO erkenne ich langsam wieder, wie sehr ich mich während der letzten Wochen in den Verstand verrannt habe. Dort kursierten viele Ideen durcheinander, die ich umsetzen wollte. Wie z.B. die Landsitz-Idee nach Anastasia, blogs schreiben, Grundstück in Ungarn kaufen, Haus kaufen in Deutschland, Boot kaufen in der Karibik, in Spanien oder Sizilien überwintern, wieder nach Costa Rica ins Hostel gehen, mit dem Wohnmobil durch die Lande ziehen, und noch so einiges andere.

Doch das sind alles nur Ideen und Vorstellungen, die vom Verstand kommen. Sie sind entstanden durch Prägungen und Konditionierungen, die ich noch mit mir herumtrage, aber die nichts, oder nicht viel, mit meiner Essenz zu tun haben. Es sind Auswüchse meines Verstandes. Wünsche und Ängste, die mir nun bewusst werden. Und dadurch können auch die diesen Wünschen und Ängsten zugrunde liegenden Prägungen offenbar werden, wie z.B. der Wunsch nach Sicherheit (Geld), oder der Wunsch nach Freiheit, oder das Streben nach Sinn.

Wenn ich dagegen meditiere, und dabei konzentriert bleibe und nicht einschlafe, also meine Gedanken beobachte und dann gehen lasse ohne ihnen anzuhaften, dann erkenne ich wie unwichtig all diese Wünsche und Gedanken sind. Sie haben gar keine Substanz. Es sind nur Ideen, die mir durch den Kopf gehen. Ohne jede Relevanz und Bedeutung.

Allein schon die Suche nach Relevanz und Bedeutung, die Suche nach Sinn, ist ein Irrweg. So einen Sinn gibt es gar nicht. Zumindest nicht abgesehen von den Vorstellungen meines Ego/Selbst, welches solche einen Sinn definiert, meist eben anhand von Prägungen, Wünschen, oder Ängsten.

Was bleibt, wenn diese Gedanken verschwinden ist eine tiefe Ruhe und Entspannung. Kein Drang danach etwas zu erreichen. Wohl aber der „Drang“ danach, etwas zu tun. Z.B. etwas zu trinken, den Vögeln zuzuhören, aufzustehen, zu gehen, zu schreiben, usw. Nichts von „Belang“ also. Nichts mit „Sinn“. Sondern einfach nur aus mir heraus den Moment beachten und daraus handeln. Nach eigenem Willen und ohne dem Gedanken an Sinn, Resultate, Ziele, Raum zu geben oder sich gar von diesen versklaven zu lassen, so wie es die letzten Monate und Jahre gewesen ist, als ich von einer Idee zur nächsten rannte, in voller Besessenheit.

Heute kehrte Ruhe ein. Und ich strebe danach, diese Ruhe zu bewahren und aus ihr heraus zu handeln. Authentisch. So wie ich möchte und nicht wie ich denke ich „muss“ oder „sollte“, anhand von Prägungen. Handeln aus dem Moment heraus. Ganz egal, was die Konsequenzen sind. Ich möchte, und das ist mein Ziel, authentisch werden und mich nicht von Prägungen, Ängsten, oder Wünschen leiten lassen.

Doch wie das anfangen? Ein wichtiger Schritt ist es, mir meiner Ideen, Wünsche, und Ziele bewusst zu werden. Ihnen dann nicht unbedingt folge zu leisten, sondern sie mir nur einfach bewusst zu machen. Andererseits darf ich auch nicht ins Gegenteil verfallen und nichts tun, nur weil es falsch sein und mein Ego fördern könnte. Wichtig ist zu erkennen, ob die Aktivität zu mehr Frieden oder mehr Anspannung führt. Führt sie zu mehr Anspannung, dann ist das Ego beteiligt. Führt sie zu mehr Frieden, dann ist sie authentisch.

Rette dich selbst bevor du andere zu retten versuchst.

Also wie steht es dann mit all den Ideen, nach Selbstversorgung und Selbstverantwortung? Diese Dinge sind mir vom Verstand her gesehen äußerst wichtig. Aber warum? Ist es nur wegen meiner Prägung? Oder vielleicht aufgrund der Angst, meine Ersparnisse zu verlieren, wenn ich sie nicht sinnvoll investiere, sodass ich dann irgendwann wieder einen Sklavenjob zum Überleben annehmen muss? Oder ist der Wunsch nach Selbstversorgung und Selbstverantwortung authentisch? Ich bin mir nicht sicher.

Authentisch ist vor allem der Wunsch, allein zu sein. Aber nicht ganz allein. Eher in Frieden zu sein. Nicht gedrängt zu werden. Wobei langsam klar wird, dass dieses „sich-gedrängt und sich-bedrängt fühlen“ ja eine innere Einstellung ist. Und sie entstammt dem Wunsch, es anderen Menschen recht zu machen und sie nicht leiden sehen zu müssen. Und dann leide stattdessen ich. Und im Endeffekt leiden wir beide, weil ich die Dinge nur tue, um dem anderen einen Wunsch zu erfüllen und sein/ihr leiden nicht mit ansehen zu müssen. Ist das authentisch? Nein, sicher nicht? Es ist eine Vermeidungsstrategie. Die Vermeidung Leid zu sehen. Die Vermeidung der Auseinandersetzung mit dem Anderen. Die Vermeidung der Auseinandersetzung mit mir Selbst (was auch immer unter diesem “Selbst” zu verstehen ist).

Wenn ich mich wieder der Frage zuwende „was ist authentisch?“ dann erkenne ich, dass ich gerne Schreibe. Ich schreibe meine Gedanken gerne auf. Doch jedes mal wenn ich versuche sie öffentlich zu machen, scheitere ich an den banalsten Dingen. Ich finde keinen Domain-Namen oder eine blog-Bezeichnung, die mir gefällt. Dann finde ich keine Bilder oder ansprechende Designs, um die posts und den blog attraktiv zu machen. Und so werde ich frustriert, stelle das Schreiben selber in Frage. Aber das Schreiben selber ist nicht das Problem, sondern der Anspruch, es ansprechend zu gestalten, damit andere es interessant und lesenswert finden.

Dieser Text heute hier kommt fließend aus mir heraus. Ganz ohne Zwang und ganz ohne Absicht. Ich denke dass das, was die Destonier machen, zu zwanghaft, zu ego-getrieben, voller Ansprüche an eigene Veränderung und Veränderung der Welt ist. Daran ist nichts Akzeptierendes, auch wenn dort immer geschrieben wird „that I have accepted and allowed (dass ich akzeptiert und es erlaubt habe) ….“. Es ist aber eben keine Akzeptanz da, weil schon im vorangegangenen Schritt dieses Erlaubte als falsch erkannt wurde und im nächsten Schritt eine Änderung angestrebt wird. Da ist keine Akzeptanz vorhanden, dass „ich“ im Moment so bin, warum auch immer, und dies einfach vollkommen akzeptiere. Nein, ich will ich ein anderer werden, weil ich mich und das was ich geworden bin, ablehne. Und wer lehnt das ab? Das Ego, das Selbst, der Mind lehnen ab. Sie kommen mit einer neuen Idee daher und nun soll diese Idee durchgesetzt und manifestiert werden, weil sie “richtig” ist.

Es ist ein schöner Gedanke sich mit Ideen wie z.B. der von Desteni zu vereinen und sich dort zugehörig zu fühlen. Man/Ich will irgendwo „dabei“ sein. Und warum? Weil ich meine Identität aus der Zugehörigkeit zu dieser Gruppe beziehe. Genauso ist es bei anderen Gruppen und Bewegungen, wie z.B. den Anastasia-Gruppen oder jeder anderen Gruppe.

Nein, ich will nirgendwo dazu gehören. Ich will mein Leben führen. Ich bin ein Individuum und will meine Authentizität leben.

Vielleicht gibt es das Selbst, das ICH, gar nicht. Aber das spielt für mich im Moment keine Rolle. Irgend etwas schreibt gerade diesen Text und ob ich das nun mein ICH oder SELBST oder sonst etwas nenne, macht keinen Unterschied. Darum geht es nicht. Es wird gerade etwas geschrieben. Das genügt. Weiter sezieren muss ich das jetzt nicht.

Anstatt die Gedanken auf Konzepte (Selbstversorgung, Selbstverantwortung) zu richten, sollte der Blick vielleicht auf das innere Gefühl gelegt werden. Was fühle und empfinde ich HIER und JETZT als gut und richtig, ohne den Verstand einzuschalten und es zu bewerten? Nur wenn ich diesem inneren Gefühl folgen kann, kann ich authentisch handeln. Das Gefühl bewegt mit dazu, aufzustehen, den Raum zu verlassen, oder hier zu bleiben und etwas zu sagen. Und daraus entstehen neue Situationen, in denen weiterhin nach Gefühl gehandelt werden kann. Ein solches Handeln verzichtet weitestgehend auf den Verstand und alle von ihm ausgehenden Bewertungen. Es basiert eher auf Gefühl und Intuition und ist damit authentischer.

So sehe ich die Dinge im Moment.

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